Versuch, einen Vater zu finden

Jesus Christus

Jesus als Theodidakt

Unser Wissen über den historischen Jesus ist gering. Nichts ist erhalten, von dem vermutet werden könnte, dass Jesus selbst es der Nachwelt überliefert hätte. Es sind die Anderen, die an Jesus erinnern. Sie sehen in ihm den von Gott Verheißenen, den Messias. Sie wissen auch genau, was damit gemeint ist. Ihm ist die Vollmacht gegeben, Gottes Volk zu erlösen von den Sünden. Das erwarten seine Anhänger. Wie aber sieht Jesus sich selbst? David Friedrich Strauß, der Begründer der Leben-Jesu-Forschung, bezeichnet ihn in diesem Zusammenhang als „Theodidakten“. Jesus ist demnach derart mit Gott verbunden, dass jede weitere Frage nach seinem Selbstverständnis sich erübrigt. D.h. Jesus ist kein Autodidakt, einer, der „sich selbst“ ausbildet. Vielleicht ist es so merkwürdig nicht, wie es scheint, dass einer so einig mit dem Vater ist, dass er es als seine „Speise“ betrachtet, den Willen des Vaters zu tun (Joh 4,34: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen“). Jesus vertraut dem Vater offenbar völlig, ohne dabei aber in Passivität zu verfallen. Nein, merkwürdig ist es nicht. Denn Jesus ist es geglückt, einen Vater zu finden.