Theodizee

Das Böse, Gott vor Gericht

Die Aufgabe einer Kritik Gottes lässt sich als die Frage nach seinem Verhältnis zum Leid beschreiben. Dabei gehört zum Leid im eigentlichen Sinn des Wortes nur das moralisch wirksame Leid. Denn nur wenn mein Sinn für Recht und Gerechtigkeit verletzt ist, dann leide ich wirklich. Nur das sittlich wirksame Leid empfinde ich als böse. Es ist klar, dass neben dem Leid im moralischen Sinn weitere Kategorien des Leids existieren – Formen des Leids, die ich nicht oder allenfalls bedingt beeinflussen kann, unverschuldete Naturkatastrophen zum Beispiel, Krankheiten. In solchen Fällen leide ich in physischer Beziehung. Als böse wahrgenommen werden diese Formen des Leids allerdings nur dann, wenn ich sie personifiziere, wenn ich sie zu meiner Sache mache, wenn ich den Kampf gegen sie aufnehme. Es drängt sich daher die Frage auf, ob ein abstrakter Gott mir ein Maßstab im Kampf gegen das Leid sein kann.