Augustinus über die Kirche
Die Kirche, sagt Augustinus, sei grundsätzlich immer schon da gewesen. Denn bereits Adam sei von Gott zur Gemeinschaft mit Gott berufen worden. Solche Art der Begriffsbildung ist natürlich fragwürdig. In gleicher Weise könnte auch über die Staaten gesagt werden, dass sie schon mit Adam entstanden seien. Doch ist die Begriffsbildung bei Augustinus etwas vielschichtiger. Genau genommen kennt Augustinus nämlich keine „Kirche von Adam an“ (ecclesia ab Adam), sondern eine „Kirche von Abel an“ (ecclesia ab Abel). Gemeinschaft und Gerechtigkeit sind zweifellos die zentralen Merkmale dessen, woraus die Kirche, abstrakt gesprochen, sich bildet. Alles andere, z. B. gesellschaftliche Interessen, Normen, Gesetze und Institutionen, die im Unterschied dazu bei der Entstehung von Staaten von Belang sind, ist zunächst irrelevant.