Die Sache der Gerechtigkeit
Zur Tugend im ursprünglichen Sinn des Wortes wird Gerechtigkeit erst dann, wenn sie wirklich in sittliche Verhältnisse eingreift. Nur so entsteht das gemeinsame „gute“ Leben. Es hat allerdings den Anschein, als ob die Vorstellung von einem „guten“ Leben unvereinbaren Einzelinteressen folgt. Ist das so, dass der Einzelne stärker durch sein Eigeninteresse gelenkt wird, dann dient Gerechtigkeit aber allein dem Zweck, Schlimmeres, das sich sich daraus ergeben könnte, zu verhüten. Sie erscheint als Mittel des Ausgleichs, und ihre Nähe zu Gesetz und Strafe ist damit implizit gegeben. Ein Schaden wird zum Beispiel aufgrund des Gesetzes wiedergutgemacht. Derjenige, der den Schaden verursacht hat, ist unter der Androhung von Strafe dazu verpflichtet, einen angemessenen Ausgleich zu leisten. Es drängt sich die Frage auf, ob die Idee der Gerechtigkeit damit erfüllt wäre. Gerechtigkeit macht offenbar Mühe, und ihre Sache bedarf des Gesetzes und der Strafe.
Arbeitsanregungen:
Sie haben sich entschlossen, der Idee der Gerechtigkeit im Sinne der Bergpredigt gerecht zu werden und sind dafür gemeinsam auf eine Insel gezogen. Das gemeinsame „gute“ Leben soll von Regeln bestimmt sein. Einigen Sie sich auf
- zehn Regeln,
- und einen gemeinsamen Tagesplan.
Überlegen Sie dabei, wie Sie individuelle und allgemeine Interessen miteinander vereinen können, wie Sie die notwendigen Aufgaben verteilen. Verhängen Sie Strafen, falls die Inselregeln nicht befolgt werden? Begründen Sie möglichst viele Entscheidungen grundsätzlicher Art mit den entsprechenden Versen aus der Bergpredigt. Protokollieren Sie Ihre Beratungen und Entscheidungen und hängen Sie die Inselordnung auf Plakaten aus.