Immer schon ist das platonische Höhlengleichnis in dem Sinne verstanden worden, dass es über den Wert der Philosophie aufkläre. Die Philosophie befreit demnach die Gefangenen aus der Höhle. Die Frage lautet, ob auch die Religion dazu in der Lage ist, die von Sokrates beschriebenen Gefangenen zur Sonne zu führen. Manche werden dagegen einwenden, dass es nicht erlaubt sei, das Höhlengleichnis auf diese Weise neu zu interpretieren. Sie können mit Recht auf den von Platon selbst intendierten Sinn verweisen. Dieser betrachtet es nämlich als die Aufgabe der Philosophen, die Gefangenen über die Wahrheit der Bilder in der Höhle zu unterrichten. Von Gläubigen oder gar Theologen ist in diesem Text keine Rede.
Der Kinofilm Matrix von Andy und Larry Wachowski aus dem Jahr 1999 bedient sich des Höhlengleichnisses in vielerlei Beziehung. Bereits der Filmtitel, welcher ins Deutsche übersetzt die Gebärmutter bezeichnet, stellt eine Anspielung auf die Höhlenmetapher dar. Aber die Brüder Wachowski wandeln ihre berühmte Vorlage in ein religiöses Gleichnis um. Neo alias Thomas Anderson ist der Erlöser.